Ja, äh, hallo erstmal. Was ist das denn hier? Wo bin ich? Wer sind Sie?

denk – denk – denk

Ach ja, ich erinnere mich, ich hatte ja mal ein Web-Diary. Das heißt, ich habe es ja immer noch. Zahle sogar regelmäßig Geld dafür. Und nutze es viel zu selten…

Das liegt wohl daran, das mein wirkliches Leben zur Zeit ziemlich ausgefüllt ist. Ich weiß, es gibt Leute, deren Leben ist (oder scheint?) noch viel ausgefüllter – ich weiß auch nicht, wie die das auf die Reihe kriegen.
Jedenfalls verlangt das Leben mit einem quirligen 13 Monate alten Kind halt andere Prioritäten als Tagebuch schreiben. Und wenn das quirlige, 13 Monate alte Kind unter mehr oder weniger lautem Protest endlich im Bett liegt und schläft, dann gibt es Tage, an denen ich sogar zu müde oder lustlos bin meine E-Mails abzurufen. Das spricht hoffentlich für sich. :-)

Häufig liest man, dass die Zeit mit Kindern in diesem Alter die anstrengendste ist. Das hoffe ich – und tröste mich außerdem damit, dass unser Familienleben trotz – oder besser: mit – Leon erstaunlich gut läuft.

Schon bevor ich verheiratet war habe ich oft bewundert wie souverän viele Eltern mit ihren (Klein)Kindern umgingen. Ich habe mich immer gefragt, wie es wohl sein wird wenn ich selbst Kinder habe. Mit Babys konnte ich damals nicht viel anfangen, d.h. ich war nie besonders begierig, Babys von Freunden und Verwandten im Arm zu halten.
Ich frage mich, ob ich jetzt auf andere Noch-nicht-Eltern auch einen souveränen Eindruck mache. Was z.B. das Windelwechseln angeht, halte ich mich inzwischen für ziemlich souverän – vorausgesetzt Leon entdeckt während des Wickelns nicht gerade etwas furchtbar Interessantes, das er nun auf der Stelle in die Hand nehmen und untersuchen muss.

Etwas unsicherer macht mich die Notwendigkeit, bereits jetzt – und in Zukunft sicher noch viel häufiger – schnellere Entscheidungen treffen zu müssen. Schon bei Entscheidungen für mich bin ich manchmal recht zögerlich, wäge zu lange ab oder verschiebe Entscheidungen so lange, bis sie getroffen werden müssen. Dann meist schon unter Zeitdruck.
Entschdeidungen für Leon haben noch einen ganz anderen Charakter, weil wir als Eltern für ihn die Verantwortung tragen und natürlich auch „das Beste“ wollen. Aber wer weiß schon immer, was „das Beste“ ist? Ungefähr 1000 und 1 Buch gibt es zum Thema Säuglinge, Kleinkinder, Erziehung, Ernährung usw. Zahlreiche Elternzeitschriften außerdem. Alle randvoll mit den „besten Tipps“. Aber leider nicht immer den gleichen. :-)
Und dann gibt es noch Entscheidung über notwendige Anschaffungen, die nichts mit Erziehung sondern nur mit Preis und Leistung zu tun haben. Vom Kinderwagen über Kindersstuhl bis hin zur Windelsorte.

Da ist es ganz beruhigend zu lesen, dass sich Eltern doch wieder mehr auf ihren Instinkt verlassen sollten anstatt zentimeterweise Erziehungsliteratur zu lesen. Ganz abgesehen davon, dass bei vielen Geschwisterkindern deutlich sichtbar wird, dass für die Entwicklung der Kinder nicht alleine die Erziehung ausschlaggebend ist, denn sonst wären sie sicher nicht so unterschiedlich. (Ja, ja, es gibt auch zahlreiche Theorien, wie Geschwisterkonstellation die entwicklung beeinflussen, aber das kann ja nicht der einzige Grund für die Unterschiedlichkeit sein.)

Das Schöne ist außerdem, dass wir ja mit Leon wachsen können und dürfen, dass wir nicht perfekt sein brauchen (und sowieso nie sein werden). Dass wir Fehler machen dürfen und werden.

Eine spannende Zeit. Wir werden versuchen, „das Beste“ daraus zu machen. 😉